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Der Bengale

Eine Herausforderung mit Zähnen und Krallen


A Bengal cat walking on a stone enclosure of a sunlit garden
Aaron auf der Pirsch

Zunächst einmal: was unterscheidet einen Bengalen konkret von anderen Katzen?

Beginnen wir gleich einmal mit dem Auffälligsten, die Zeichnung: Bengalen haben ein sehr kurzes Fell mit leopardenartigem Muster. Ihre Hinterbeine sind länger als ihre Vorderbeine, was ihnen den typischen ‚Rauptiergang’ verleiht und die Zehen ihrer Pfoten sind etwas länger als die anderer Katzen, was ihnen einen zusätzlichen Halt bei ihren gewagten Kletterausflügen gewährt.

Sie sehen tatsächlich aus wie kleine Leoparden, was natürlich einer der Hauptgründe für die Beliebtheit der Rasse ist.

Die Beschaffenheit ihres Felles hat aber auch noch andere Vorzüge. So ist es aufgrund seiner Kürze extrem pflegeleicht, es gibt praktisch keine Fellkugeln und vielerorts liest man, die Bengalen seien ‘hypoallergen’. Das heißt, katzenallergiegeplagte Menschen könnten diese auch als Haustiere halten.

Dieser Behauptung wird wieder von vielen Seiten widersprochen, aber ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen: auf mich trifft das zu. Denn während ich in der Nähe aller anderen Katzen, mit welchen ich bis jetzt in Berührung gekommen bin, innerhalb von wenigen Minuten mit Niesanfällen, laufender Nase und juckenden Augen zu kämpfen hatte, quält mich nur sehr selten eines dieser lästigen Symptome in der Anwesenheit von Bengalen. Auch nicht, wenn sich fünf von ihnen mit mir in einem relativ kleinem Raum befinden, wie bei meiner Züchterin, oder wenn sich meine beiden Fellnasen mit mir mein Bett teilen. Was allerdings natürlich nicht heißt, daß dies bei anderen Allergiegeplagten ebenso funktioniert. Besonders wenn man unter starken Symptomen leidet, rate ich daher trotzdem zur Vorsicht!

Keinesfalls sollte man sich in so einem Fall einen Bengalen ins Haus holen, ohne einen erstmalig vorsichtigen und später ausgiebigere(n) Testkontakt(en). Denn nichts ist schlimmer für Mensch und Tier, als wenn man nach ein paar Tagen/Wochen/Monaten erkennen muß, daß man das Kätzchen wegen der eigenen Allergie nun doch nicht behalten kann und weggeben muß!

Daher bitte ich alle meine Leser auch inständig, nicht nur die eigenen Allergien zu berücksichtigen, sondern auch die der eventuellen Mitbewohner (Eltern, Kinder, Partner...) bevor sie sich ein Tier ins Haus holen!

Ein besonderes Merkmal der Bengalen ist ihre Liebe zu Wasser. Während die meisten anderen Katzen das nasse Element eher scheuen und angewidert die Pfoten ausschütteln, wenn diese unbeabsichtigt naß geworden sind, wird der Bengale von Wasser geradezu magisch angezogen.


Das trifft allerdings nicht uneingeschränkt auf alle zu. So ist mein Kater Aaron, wie schon erwähnt, ja nicht unbedingt ein Fan vom nassen Element. Außer, er hat darin ein paar Fischlein erspäht. Und den Regen toleriert er zwar (seit kurzem), aber nur, wenn er gerade das Bedürfnis verspürt die Untiefen unserer Hausgärten zu erforschen.


A bengal cat sitting on a stone in the shallow water of a lake surrounded by dark hills
Akira im Attersee

Andererseits findet Akira, die Bengalendame meiner Freundin, das Wasser unglaublich spannend und anziehend.

Ein weiteres Merkmal der Bengalen ist ihre Neugier. Nichts und Niemand kann einen Bengalen davon abbringen etwas näher zu erforschen, wenn dieser es sich in den Kopf gesetzt hat. Selbst Ablenkungsmanöver (Leckerli, Spielzeug) helfen da nur temporär. Denn irgendwo in seinem Hinterkopf bleibt der Fokus seines Interesses gespeichert und er kommt immer wieder darauf zurück. Dabei setzt er unter Umständen seine enorme Sprungkraft ein, um sein Ziel zu erreichen. Wobei ich Aaron schon einen lackierten Holzkasten von zwei Metern Höhe mit einem Sprung erklimmen habe sehen.

Unpraktischerweise setzt er dazu aber auch seine kräftigen Krallen ein, was auf so manchem Möbelstück unerwünschte Verzierungen hinterlässt. Dieses Problem kann man nur umgehen, indem man dem Bengalen Möglichkeiten anbietet in die höheren Ebenen der Wohnung gelangen zu können, ohne dafür ihre Krallen einsetzen zu müssen.

Am besten gelingt das mit treppenartigen Arrangements. Entweder, indem man Möbelstücke so platziert, dass die Miezen leicht von einer Höhe zur anderen gelangen, oder indem man kleine Brettchen etc. an die Wand montiert (es gibt in der Zwischenzeit für diesen Zweck sogar schon fertige Lösungen im Tierhandel). Denn unser Bengale ist ein sogenannter ‚Tree Dweller‘ oder Baumbewohner, der im Gegensatz von ‚Bush Dwellers‘ (Buschbewohnern = Katze, die gerne alle vier Pfoten am Boden haben und von hinter Zimmerpflanzen etc. aus jagen) unheimlich gerne die obersten Ebenen unserer Wohnungen und Häuser erforscht. Wenn er einen hohen Kasten erspäht den er nicht erklimmen kann, dann kann er schon einmal vor Frust und Enttäuschung jämmerlich maunzen.

Apropos maunzen: Bengalen ‚reden‘ gerne mit ihren Menschen. Was allerdings in ihrem Fall nicht bedeutet, dass sie die ganze Zeit nur miauen.

Für die Kommunikation mit uns stehen ihnen eine ganze Reihe von Lauten zu Verfügung, von Schnurren über Gurren, Glucksen, Keckern und einige andere Laute, von denen ich nicht wirklich weiß, wie ich sie benennen soll.

Katzen passen sich in ihrer Lautgebung dabei sogar ihren Menschen an und entwickeln praktisch ihre eigene Sprache.Was bedeutet, dass diese Laute nicht eine universelle, von allen Katzen gleich verwendete Bedeutung haben - anders als das Pfauchen, Knurren oder Schnurren - sondern dass die individuelle Katze diese für ihren jeweilen Menschen ‚erfindet‘ oder ‚entwickelt’. Meine Boys (Aaron und Théodem) geben immer eine Art von Knarrlauten von sich, wenn ich sie aufwecke und anspreche. Dabei passen sie sich meiner Lautstärke an: spreche ich ganz normal, dann sind auch ihre Antworten dementsprechend. Fange ich aber an zu flüstern, dann sind auch ihre Äußerungen kaum noch hörbar. Einmal habe ich mit Aaron den Versuch gemacht, ihn dreimal hintereinander mit immer leiser werdender Stimme anzusprechen. Und er hat sich tatsächlich jedesmal meiner Lautstärke angepasst.

Bengalen sind, wie schon erwähnt, sehr aktiv und bis ins hohe Alter verspielt. Außerdem sind sie in ihrer starken Beziehung zu ihrem Menschen fast ein wenig hundeähnlich: besonders wenn sie noch jung sind, folgen sie diesem nämlich gerne durch das ganze Haus. Manche apportieren auch Spielzeug, so wie Bälle (davon gibt es diverse Videos auf Youtube).

Aaron hat das auch tatsächlich für eine kurze Zeit gemacht, dann aber generell das Interesse an Bällen verloren. Er findet es jetzt viel spannender, wenn ich mit ihm spiele und er ein Bündel Federn jagen kann, welches am Ende einer sogenannten ‚Katzenangel’ befestigt ist.

Generell sind die Bengalen mit einer recht robusten Gesundheit gesegnet, es kann aber - bei schlechten Züchtungen - zu Augenproblemen (häufige Infektionen, Linsentrübung) und sogar Herzproblemen kommen.

Weshalb man die Tiere ab einem Alter von ca. 7 Jahren einmal im Jahr daraufhin untersuchen lassen sollte.

Fazit: Bengalen sind sehr spannende Katzen für Menschen, die gerne mit aktiven und intelligenten Tiere arbeiten und ihnen genügend Abwechslung bieten können.

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